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WOLF

Am Brüsseler Großen Markt trennen sich Wege der Besucher: Touristen suchen Manneken Pis, Kulinaristen ein gutes Restaurant. Vom Großen Markt streben die Freunde der guten Küche dann die weltberühmte Einkaufpassage „Galeries Royales Saint-Hubert“ an. Die Nicht-Eingeweihten nehmen hier zumeist die erste Abbiegung links zur „heiligen Insel“ der Schlemmerer, dem Gassenviertel der „Ilot Sacré“. Die Brüsseler hingegen eilen weiter und verlassen die Galerien an der Nordseite. Hier findet sich eine große Auswahl guter Restaurants.

Wer über den Zebrastreifen vor den Galerien geht (auf den Verkehr aufpassen!) sieht nach wenigen Metern auf der rechten Seite das Schild der Brüsseler Traditionsschenke A La Mort Subite. „Plötzlicher Tod“? Was ist das für ein Name? Er geht auf ein Kartenspiel zurück, bei dem die Spieler sehr plötzlich verlieren konnten. Einfache und schnelle Tagesgerichte findet man hier. Ein Ort für eine kurze Pause zwischen den Aktivitäten.


Oder soll es weiter gehen? Vorbei an Universitätsgebäuden (Brüssel hat vier Universitäten) kommen wir zu einer Straße und sehen rechts die herrliche Michaelskathedrale, wo der Geist und die Seele genährt werden. Der Kulinarist hingegen denkt an irdische Genüsse und folgt der Straße hügelabwärts. Vor sich sieht er eine Art Bunker mit einem Dach, das an eine Schützenkuppel erinnert. Das ist WOLF (*). Hier gibt es etwas zu naschen! Die alte Spar- und Hypobank ASLK/CGER wurde vor wenigen Jahren komplett saniert und umgebaut.

In den oberen Stockwerken finden sich nun Büros und Wohnungen. In die alte Schalterhallte ist ein großer Foodmarket eingezogen. Exotische und einheimische Küche findet sich hier. Es geht gemütlich zu. Man wählt sich was aus, setzt sich an einen Tisch und wird informiert, wenn das Essen abgeholt werden kann. Alles unter Dach und Fach, entspannt cool – nicht nur für junge Leute.


Beim Essen kann man dann das Design des Gebäudes bewundern. Es ist eine Art Neo-Art Déco, erbaut als Anfang der fünfziger Jahre der Modernismus noch nicht schick genug war für eine Bank. Die Arkaden, das emaillierte Haupttor und der Fries mit exotischen Landarbeitern zeigen eine monumentale Macht. So musste eine Spar- und Hypobank aussehen, damals.


Warum „Wolf“? Weil die Straße „Wolvengracht“ heißt. Nicht, dass es in Brüssel je Wölfe gegeben hätte. Die Straße ist nach einer Familie mit Wolfsnamen benannt, die einst hier wohnte. Für den Wolfshunger ist hier die richtige Adresse.


Um die Ecke geht man hinter dem Operngebäude in die Dominikanerstraße, wo sich der Turm des Brüsseler Rathauses schon wieder zeigt. Im Hotel The Dominican nächtigt man ganz ruhig in einem ehemaligen Kloster.



Wer nach besten Küchenutensilien sucht, der ist im Eckhaus des Home of Cooking richtig, und wer inzwischen Durst hat, oder auf „Brüsseler Art“ verdauen möchte, der findet bei Zotte Mouche den richtigen Kompromiss zwischen authentisch und nett. Da wird getanzt, da gibt es Musikanten und begegnet man Einheimischen, sowie das auch bei A La Mort Subite der Fall ist. Letztere Adresse ist nur noch zwanzig Meter entfernt, denn gerade wurde nur ein Block umrundet! Wer Hunger hat, der muss sich in Brüssel keinen Wolf laufen.

(*) Aktuell: Im Rahmen des Tages des Offenen Denkmals bietet stadtfuehrung.be Führungen im WOLF, Rue Fossé-aux-Loups - Wolvengracht 50, Brüssel, an:

Samstag, 18. September und Sonntag, 19. September 2021,

um jeweils 12:30, 13:30, 14:30, 15:30, 16:30 und 17.30 Uhr.

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